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Anmerkungen zur Stadtentwicklungsplanung in Weil der Stadt

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1. Kernpunkt einer Stadtentwicklungsplanung ist üblicherweise die Frage nach den gemeinsam zu setzenden Zielen, genauer: nach der Identität des Gemeinwesens, nach der "corporate identity".

Als was versteht sich die Stadt? Als Gewerbestandort? Als Wohn- und Schlafstadt? Als Ausflugsort? Als Ver-WEIL-der Stadt? Als Straßentangenten-Stadt? Als Folklore-Erinnerungsstadt usw.?

Zum Hauptthema dieses Planungszweckes fehlt im Entwurf jede griffige und bewertbare Aussage. Obwohl dieses Thema in den Bürgerbeteiligungsarbeitskreisen überwiegend leidenschaftlich und kaum kontrovers diskutiert wurde.

Manipuliert da jemand von oben herab und außen herein oder ist das Dilettantismus der beauftragten Moderatorenfirma?

2. Bei der Frage nach der Identität der Stadt spielt die Frage nach den Ressourcen der Stadt die entscheidende Rolle.

Was hat die Stadt als Potential, worauf könnte/kann sie bauen? Das ist nicht viel, jedenfalls nicht beliebig vermehrbar, sondern im Gegenteil nur zu erhalten und zu pflegen:

Das ist ihre Geschichte, die noch zum Teil(!) in der Innenstadt und einzelnen Ortskernen ablesbar, aber höchst gefährdet ist (siehe die Abrissvorgänge der letzten Zeit!).
Das ist ihre landschaftlich ansprechende Lage mit Würmauen, Streuobstwiesen, Hecken- und Schlehenmarkierungen, Naturschutzgebieten und landschaftliche Freiräumen.
Das ist ihre noch(!) weitgehend im Verkehrsschatten befindliche Topographie trotz im Ganzen ausreichender Verkehrserschließung durch die B 295 und die S-Bahn. (Störanfällig ist nur die Verbindung von Schafhausen Richtung Merklingen/Pforzheim, die über die Nordtangente nicht erfasst werden kann.)
Das ist auch die kulturelle und bildungstechnische Infrastruktur der Stadt mit allen Schultypen, einschließlich ihrer Musikschule, das ist auch die Fasnet und der variantenreiche Veranstaltungskalender.

3. Mehr ist seriöserweise nicht auszumachen, auch keine attraktive Fläche für eine größere Gewerbeansiedlung, die erkleckliche Steuereinnahmen erwarten ließe, keine einwohnerstarke, das heißt preisgünstige Aufsiedlungsfläche, die Mehreinnahmen und nicht weitere Infrastrukturkostenausgaben erwarten ließe und vor allem keinen Ort für überzeugende Straßenverkehrslösungen.

4. Erstaunlicherweise werden in dem Entwurf des Stadtentwicklungsplanes zielgenau die einzigen Ressourcen der Stadt unterbewertet, zum Teil negiert oder sogar gefährdet:

Das gilt für die gefährdete Altstadt zuerst. Hier wurde zwar nahezu einstimmig eine Schutzsatzung von den Bürgern angemahnt. Das Votum hierzu ist aber ohne jede Begründung übergangen worden. Vermutlich liegt ein ähnliches Motiv zugrunde, mit dem der Bürgermeister bereits 2001 im Zusammenhang einer Anfrage des LDA, ob die Stadt in die Deutsche Fachwerkstraße aufgenommen werden wolle, ohne Befassung des Gemeinderats selbstherrlich mit dem Hinweis abgewehrt hatte, sie bedeute für die Bürger einen brutalen Eingriff in ihre bauliche Entscheidungsfreiheit.
Das gilt für die Ausweisung bzw. die Weiterverfolgung von großflächigen Außenbereichsgebieten für eine Wohnbebauung, die bestenfalls Planungsgewinne für Privatinteressenten, aber gewaltige Nachteile für Natur- und Landschaftsschutz mit sich bringen würde.
Das gilt für die landschaftliche Schönheit. Die sogenannte Nordtangente durch die Würmaue ist weder von der verkehrsmäßigen Gesamtsituation her einleuchtend, noch von der Zuständigkeit der Kommune her gefragt, noch entspricht sie der ganz überwiegenden Bürgermeinung und am wenigsten ist sie finanzierbar. Diese Hobbyplanung hat in der derzeitigen Form nichts in einer Stadtentwicklung zu suchen...
Das gilt exemplarisch auch für den mehr oder weniger offenen Versuch, die im Kreis und in der Öffentlichkeit hoch angesehene Musikschule aufzulösen. Der Prüfauftrag im Bericht als Teil der Entwicklungsplanung (!) kaschiert nur unzureichend das negative Entwicklungsziel.

Da die Gesprächs- und Diskussionskultur in der Stadt, wie die Anhörung am 10.05.06 wieder gezeigt hat, entwicklungsbedürftig ist, das örtliche Mitteilungsorgan die ganze Veranstaltung verschweigt(!), wird es für die Stadt zunehmend essentiell, die Bürgerbeteiligung außerhalb offizieller Bahnen zu betreiben, um vielleicht doch zu verhindern, dass aus dieser Planung eine Stadt-unter-entwicklungsplanung wird. Die Chance, durch den Prozess einer Stadtentwicklungsplanung eine öffentlich mehrheitlich anerkannte Entwicklungsplattform zu erhalten, ist leider (kostenträchtig) vertan worden. Die Bürger müssen daher wach und aktiv bleiben, dem Gemeinderat und der Verwaltung nachhaltig auf die Finger sehen, wenn sie negative Weichenstellungen für die nächsten Jahre vermeiden wollen.

Breitruck, Hirnschall

18.05.2006