Quelle: Stuttgarter Zeitung, 25.11.2005 <<... zurück

Die Baukosten explodieren

Weil der Stadt leistet sich eine teure Hängebrücke

WEIL DER STADT. Die geplante Hängebrücke über die Bundesstraße 295 wird erheblich teurer. 445 000 Euro soll das Bauwerk kosten, im Sommer war noch von 280 000 Euro die Rede. Der Gemeinderat hat dennoch grünes Licht für das Projekt gegeben.

Von Andreas Tief

Eine Stunde lang schien in der Sitzung der Bau der seit Jahren diskutierten Brücke keineswegs mehr sicher. Beinahe jeder zweite Gemeinderat wollte etwas sagen, als es am Dienstagabend um die Vergabe des Bauauftrages ging. Gut 445 000 Euro hatte der günstigste Anbieter der Ausschreibung kalkuliert - die aktuelle Kostenschätzung lag bei 305 000 Euro. Die Gemeinderäte erinnerten sich, dass ihnen bereits in der Junisitzung vom Stuttgarter Ingenieurbüro Leonhardt, Andrä und Partner eine Preissteigerung von 235 000 auf 280 000 Euro vermittelt worden war. Die Begründung damals wie heute: gestiegene Stahlpreise.

Dies zweifelten etliche Räte an. "Hier ist offenbar von völlig falschen Preisen ausgegangen worden", befand Fritz Philippin (CDU). Bauen oder nicht bauen oder auf einen der billigeren Entwürfe zurückgreifen? Nicht nur Sonja Wolf (Bürgerliste) stellte sich die Frage. Bernhard Weisser (SPD) appellierte an die Kollegen, am Beschluss festzuhalten. "Wir bauen die Brücke auch, um das Naherholungsgebiet jenseits der Bundesstraße für die Bewohner des Bürgerheims zugänglich zu machen", erinnerte er. Man habe sich für die Hängebrücke entschieden, weil sie städtebaulich Akzente setze.

Auch Bürgermeister Hans-Josef Straub empfahl die Vergabe der Arbeiten. Sein Argument: Die Stadt habe für den Bau der Südumgehung allein rund 300 000 Euro an Förderung für die Brücke erhalten. Würde sie nicht gebaut, müsste die Kommune einen großen Teil des Geldes zurückzahlen. Insgesamt lägen die Kosten für die Südumfahrung deutlich unter der Schätzung. Nach kontroverser Diskussion überraschte das Ergebnis der Abstimmung dann doch. Mit 19 zu fünf Stimmen stimmte der Gemeinderat der Auftragsvergabe schließlich mit klarer Mehrheit zu.

Als Brücke über die dreispurig ausgebaute B 295 waren bereits verschiedene Varianten in der Diskussion. Der Gemeinderat entschied sich schließlich gegen Beton- und Holzausführungen und für die elegantere Lösung einer Hängebrücke mit einem seitlich angeordneten Tragpfeiler aus Stahl.